Die Blutegeltherapie beim Menschen ist eine anerkannte traditionelle Therapie. Was viele Tierhalter nicht wissen: Auch für die Behandlung von Tieren werden Blutegel schon lange erfolgreich eingesetzt. Tierärztin Marjolaine Godin bietet in ihrer Kleintierpraxis Laimer Tierliebe die Blutegeltherapie oder Hirudotherapie als wissenschaftlich untersuchte und in ihrer Wirksamkeit belegte Therapieform für Hunde, Katzen und Nagetiere an.

Medizinische Blutegel sind seit 2004 als sogenannte Fertigarzneimittel eingestuft und unterliegen damit denselben strengen Anforderungen an Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit wie andere zulassungspflichte Medikamente. Dafür gibt es in Deutschland spezielle Zuchtanlagen. Einmal eingesetzte Egel dürfen nicht wiederverwendet oder ausgesetzt werden.

Die natürliche Wirkstoffkombination des Blutegels – über 20 verschiedene Substanzen – gilt als einzigartig und wird während des Saugvorgangs in die Bisswunde abgegeben. Ein Behandlungstermin dauert meist 60–90 min; Anzahl und Positionierung der Egel hängen von der Indikation ab. Sie fallen von alleine ab und dürfen nicht zwangsweise entfernt werden. Die Heimtiere tolerieren die Behandlung durch den Blutegelbiss erfahrungsgemäß meist ruhig und geduldig ohne Abwehrreaktion. Häufig ist beim Tier eine sofortige Erleichterung der Beschwerden zu beobachten. Die Wirkung kann über Monate anhalten. Je nach Krankheitsbild können mehrere Termine erforderlich sein; häufig ist die Einzelanwendung jedoch ausreichend.

Unerwünschte Nebenwirkungen sind sehr selten. Prinzipiell bestehen aber die üblichen Risiken einer Wundinfektion, allergischen Reaktion oder Überdosierung. Dass die kleine Bisswunde nach der Behandlung vier bis zwölf Stunden nachblutet ist normal und Teil der Therapie. Es reinigt und bewirkt einen sanften Aderlass.

Mögliche Indikationsgebiete für eine Blutegeltherapie bei Hund und Katze reichen von A wie Arthritis bis Z wie Zahn- und Kiefererkrankungen. Auch Probleme mit Gelenkfehlbildungen, Bändern und Sehnen, Ekzeme, Venenerkrankungen und vieles mehr gehören zum Anwendungsbereich.

Tipp: Blutegel sind recht geruchsempfindlich. Wurde das Tier kurz vor dem Termin shampooniert oder trägt der Halter Parfum, beißt der Egel womöglich nicht an.